Zu den ältesten vier Königsstädten gehört die marokkanische Metropole Fés, die bis Anfang des 20. Jahrhunderts Hauptstadt des Landes war. Berühmt ist Fés vor allem
durch ihre Universität al-Qarawiyyin. Bereits 859 wurde sie als Ort des Lernens gegründet, aber nicht – wie man vielleicht zunächst meint – von irgendwelchen Gelehrten, Sultanen oder Adligen, sondern von einer Frau namens Fatima Al-Fihri, die Tochter einer reichen Kaufmannsfamilie, die ihr ganzes Erbe für den Bau der Universitätsmoschee aufwendete und nicht nur das, sie sammelte zahlreiche bedeutende Schriften für die dazugehörige Bibliothek, auch wenn diese erst im 13. Jahrhundert offizielle Züge annahm. Doch erst in den 1950ern wurde das Gebäude ganz offiziell zur Universität deklariert. Heute können Studenten unter anderem Medizin, Chemie, Physik und Fremdsprachen dort lernen.
Ursprünglich wird Fés in zwei Stadtbezirke aufgeteilt. Zum einen die Altstadt Fes El Bali, die sich um die Universität aufgebaut hat und heute zum Weltkulturerbe gehört. Der zweite Stadtbezirk stellt die mittelalterliche Neustadt Fes elJadid, die im 12. Jahrhundert entstand, dar. Typischer Aufbau ist der erhöhte Königspalast und das jüdische Viertel (Mellah) etwas weiter unten. Aber es gibt noch einen dritten Stadtteil in Fés, der allerdings erst mit den Franzosen im 20. Jahrhundert Gestalt annahm, aber heute eines der größten Bezirke der marokkanischen Metropole ist. Modern mit Flaniermeilen, Kinos und Restaurants prägen das Bild des Stadtteils.
Sehenswertes in Fés gibt es vieles, aber es sind vielleicht nicht die einzelnen Märkte oder die Moscheen, es ist der orientalische Zauber, der in der Stadt liegt und die Kontraste der marokkanischen Metropole. Dort, auf der einen Seite, moderne Einkaufszentren und auf der anderen Seite irgendwo in der Medina eine alte Frau, die gerade am Brunnen das Geschirr wäscht. Vor allem in der Altstadt spielt sich das Leben nicht hinter verschlossenen Türen ab, sondern davor. Das ist eben der Zauber von Fés, der königlichen Stadt und Zentrum der Bildung.