Die Ruinen von Chellah



Etwas abseits von Rabat, am Ausgang des Stadttores Bab Zaer, entdeckt man eine weitere Stadtmauer. Zunächst könnte man beim Anblick des Toreingangs mit seinen zwei Türmen links und rechts und der festen Mauer aus rotbraunen Steinen
vermuten, dass es sich um eine Befestigungsanlage handelt. Der Standort – etwas durch den Hügel nach oben versetzt – würde dazu passen. Aber dann kommt die Frage auf, welchen Zweck solch eine Befestigungsanlage zwischen der ehemaligen Piratenhochburg Salé und der marokkanischen Hauptstadt haben könnte. Überhaupt keinen – die Anlage war vieles im Laufe der Geschichte, aber niemals wehrte sie feindliche Truppen ab, höchstens die eigene innere Hektik. Heute ist Chellah eine Ruine, zum größten Teil von einem Erdbeben im Jahr 1755 zerstört. Ab diesem Zeitpunkt hörte man auf einen Zweck in der Nekropole zu sehen. Doch sie blieb und mit ihr die Überreste vergangener Zeiten. Wer durch das mächtige Eingangstor hindurch geht, lässt den Alltag, die Zeit und vielleicht auch ein bisschen die Welt hinter sich. Viele – Einheimische wie auch Touristen – beschreiben die Ruinen von Chellah als einen magischen Ort fernab von der heute bestimmenden Hektik. Aber es gab Zeiten, an denen alles, nur nicht die beruhigende Stille über den Ruinen von Chellah ruhte.

Die Geschichte – dort am Hügel unweit der Stadt Rabat – beginnt mit den Römern. Schon früh erkannten sie das landwirtschaftliche Potenzial Nordafrikas und nutzten es als riesiges Getreidesilo. Die Römer siedelten sich an – auch in der Umgebung von Rabat und so entstand auf dem Hügel eine kleine römische Siedlung, welche sie Sala Colonia nannten. Doch irgendwann hatte die römische Besetzung ein Ende und es folgten andere Herrschaften. Aber erst im 13. Jahrhundert ließ der Sultan Yakub einen Friedhof auf den Ruinen der römischen Siedlung errichten. Später wurden er und seine Frau dann auch dort begraben. Noch heute sind zwischen römischen Ruinen und den Überresten der dort gebauten Moschee die Gräber zu entdecken. Rund 100 Jahre später kam die Mauer hinzu und machte das heutige Bild der Totenstadt Chellah komplett.

Geblieben ist die Stille, die vermutlich auch Sultan Yakub damals suchte und sich gerade deswegen den Ort dort oben am Hügel, ein bisschen entfernt vom ganzen Trubel der Stadt, auserkoren hat. Die Natur beherrscht inzwischen das Bild in den Ruinen von Chellah und Störche haben oben auf den Baumwipfeln ihr Zuhause gefunden. Man entdeckt aber auch ungewöhnliches. So wie den botanischen Garten des General Lyautaux aus der französischen Protektorat oder das Becken, in denen sich die heiligen Aale tummeln, die sich gerne mit gekochten Eiern füttern lassen.

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