Die Volksrepublik China



Nachdem die Kommunisten über die auch als Kuomintang bekannten Nationalisten gesiegt hatten und sich jene nach Taiwan zurückgezogen hatten, wurde am 01. Oktober des Jahres 1949 die Volksrepublik China ausgerufen. Die neue Regierung
konnte recht schnell eine aufkommende Hungersnot erfolgreich bekämpfen und die Abspaltung weiterer Landesteile verhindern. Neben der Kommunistischen Partei waren zunächst acht weitere Parteien in der VR China offiziell zugelassen. Zu den ersten Schritten der neuen Führung gehörte die Abschaffung der Mehrfachehe ebenso wie die Festschreibung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Als belastend in der frühen Phase der Entstehung der heutigen chinesischen Volksrepublik erwies sich der Koreakrieg. Bei diesem kämpfte China gemeinsam mit Nordkorea gegen das von den USA unterstützte Südkorea. Dieser Krieg zerstörte weite Teile der Infrastruktur Koreas und zementierte die bis heute andauernde Teilung des Landes. Die von der Sowjetunion an China gezahlten Kredite für den Koreakrieg und ihre Rückzahlungsmodalitäten trugen später wesentlich zum Zerwürfnis zwischen beiden Ländern bei. Eine weitere kriegerische Handlung fand im Jahr 1950 mit dem Einmarsch in Tibet und der anschließenden Annexion des Landes statt.

Innenpolitisch war die Bodenreformkampagne die herausragende Leistung in der VR China während der 1950-er Jahre. Die chinesischen Großgrundbesitzer wurden enteignet, während Kleinbauern das Land zur Bestellung erhielten. Eine als notwendig erachtete Umerziehungskampagne führte jedoch zu zahlreichen Verhaftungen und Todesurteilen. Unternehmer nutzten überwiegend die Möglichkeit, ihren Betrieb an den Staat zu verkaufen. Im Gegenzug durften sie zumeist als Geschäftsführer in ihrem ehemaligen Unternehmen tätig bleiben. Der Verkauf an den chinesischen Staat erfolgte nicht wirklich freiwillig; ohne Einwilligung folgte sehr schnell die Enteignung. Im Jahr 1957 erfolgte eine Aufforderung an die Bevölkerung Chinas, offen konstruktive Kritik zu äußern, diese wurde unter dem Namen „Hundert-Blumen-Kampagne“ bekannt. Die nach einem verhaltenen Beginn sehr massiv einsetzende Kritik veranlasste die chinesische Staatsführung jedoch recht schnell dazu, Kritik erneut zu unterbinden; zudem wurden viele Bürger, welche der Aufforderung zum Kritisieren gefolgt waren, mit Repressalien belegt.

Von 1958 bis 1961 war eine große Kampagne mit dem Titel “Der Große Sprung nach vorn“ angesetzt. Im Rahmen dieser Kampagne sollte die Landwirtschaft weitestgehend kollektiviert werden, zugleich sollten die Bauern sich zusätzlich in der Industrie engagieren. Als Endergebnis des geplanten Sprungs sollten die Unterschiede zwischen Land und Stadt in China ebenso eingeebnet worden sein wie die zwischen der Landwirtschaft und der Industrie. Die ehrgeizige Kampagne führte in Verbindung mit witterungsbedingten Erneteausfällen von 1959 bis 1961 zu einer großen Hungersnot mit mindestens zwanzig Millionen Opfern. Als Hauptursache wird heute auch vom offiziellen China der Fehler der Politik akzeptiert, die Landwirte mit Infrastrukturaufgaben so sehr beschäftigt zu haben, dass sie nicht mehr genügend Zeit für die Bestellung ihrer Felder zur Verfügung hatten. Auch der geplante Aufbau der Industrie stockte.

Liu Shaoqi entwickelte als Gegenspieler Maos ein alternatives Wirtschaftsmodell, welches zu einer deutlichen Steigerung der Produktionskennziffern führte. Dieses Modell folgte jedoch nicht konsequent den kommunistischen Grundsätzen Maos und führte zu deutlich unterschiedlichen Löhnen, zugleich ließ es befristete Arbeitsverträge zu. Liu Shaoqi und Mao führten mit ihren Anhängern einen erbitterten Streit gegeneinander, wobei letzterer sich am Ende durchsetzte. Mao rief die Kulturrevolution aus, welche Veränderungen im öffentlichen Denken sowie bei den Universitäten des Landes herbeiführen sollte; die Wirtschaft war von den geplanten Veränderungen so gut wie ausgenommen. Eine der ersten Handlungen Maos während der Kulturrevolution bestand darin, alle Kritiker ihren Ämtern zu entheben und die Kontrolle über die Presse zu erlangen. Liu versuchte zu Beginn der Kulturrevolution, seine gemäßigten Vorstellungen ebenfalls zu publizieren, er fand jedoch kaum noch Zugang zu Presseerzeugnissen. Liu wurde als Anhänger des Kapitalismus gebrandmarkt und zur Bedeutungslosigkeit degradiert. Nachdem im Jahr 196 Arbeiter das Rathaus der Stadt Shanghai übernommen hatte und von Mao dafür ausdrücklich gelobt wurden, bildeten sich bald von der Volksbefreiungsarmee unterstützte Revolutionskomitees im gesamten Land. Im Jahr 1971 scheiterte ein Attentatsversuch auf Mao. Die Kulturrevolution endete, als Mao Zedong im Jahr 1976 verstarb.

Mao gilt in der VR China auch heute noch als Begründer des modernen chinesischen Staates und wird unter anderem durch die Abbildung seines Konterfeis auf den chinesischen Banknoten geehrt. Der von ihm entwickelte Stil des Kommunismus ist auch im Westen als Maoismus bekannt geworden. Dass Mao sowohl durch hartes Vorgehen gegen Abweichler als auch durch politische Fehlentscheidungen den Tod unzähliger Menschen verursacht hat, wird heute auch von der offiziellen chinesischen Geschichtsschreibung nicht verschwiegen. Die Mao-Bibel, offiziell Worte des Vorsitzenden Mao Tsetung (die Umschreibungen für den Nachnamen sind uneinheitlich, heute wird Zedong bevorzugt) genannt, stellt eine Sammlung von Aussprüchen Maos dar. Während der Zeit der Kulturrevolution war ihr Mitführen Pflicht, auch heute gehört sie noch zu den beliebtesten Büchern in China.

Nach Maos Tod wurde die Verfassung geändert und seine Witwe Jiang Qing zunächst zum Tod verurteilt, die Strafe wurde später in lebenslange Haft umgewandelt. Ihr wurde unter anderem Machtmissbrauch vorgeworfen, die ihr und den Mitstreitern der als Viererbande bezeichneten Gruppe enger Vertrauter Maos wurden die Taten zur Last gelegt, welche Mao ebenfalls begangen hatte. Sein indirekter Nachfolger Deng Xiaoping (Teng Hsiao-ping;) öffnete die Regierung für Kritik und das Land nach außen. Unter seiner Leitung wuchs die Wirtschaft Chinas zu einer starken und einflussreichen Volkswirtschaft heran. Er übernahm sein Amt 1977, nachdem der von Mao selbst eingesetzte Hus Guofeng gescheitert war. Die Wirtschaftsform unter Deng Xiaoping lässt sich als sozialistische Marktwirtschaft beschreiben. Landwirte konnten ihre Felder wieder auf eigene Rechnung bestellen, die ersten Sonderwirtschaftszonen wurden eingerichtet. Der wirtschaftliche Aufschwung erreicht in China aber bis heute nicht alle Menschen, es hat sich erneut ein sehr starkes Gefälle zwischen der Stadt- und der Landbevölkerung gebildet. Zudem wurde eine von Studenten initiierte Demokratiebewegung im Jahr 1989 gewaltsam niedergeschlagen.

Ein weiteres Element für den Eingriff des chinesischen Staates in die private Lebensführung stellt die Ein-Kind-Politik dar. Jedes Ehepaar darf in der Regel nur ein Kind bekommen, Ausnahmen bestehen in einigen ländlichen Gebieten sowie für Angehörige einiger Minderheiten. Mit der Ein-Kind-Politik konnte bislang zwar der Bevölkerungsexplosion wirksam Einhalt geboten werden, sie zeigt jedoch zunehmend unerwünschte weitere Auswirkungen. So werden in China Mädchen überdurchschnittlich oft abgetrieben, da sich viele Familien einen Sohn wünschen. Dieses Verhalten hat inzwischen zu einem bedenkliche Ausmaße annehmenden Männerüberschuss geführt. Zudem gibt es keine ausreichende staatliche Rente in China, so dass Eltern im Alter auf die Unterstützung durch ihre Kinder angewiesen sind. Faktisch durchsetzbar ist die Ein-Kind-Politik nur in den chinesischen Städten, während auf dem Land häufig dagegen verstoßen wird. Fragwürdig ist die Beibehaltung der Maßnahme auch angesichts der Tatsache, dass in China weniger Menschen pro Quadratkilometer leben als in weiten Teilen Europas. Die staatliche Rente wurde zwar grundsätzlich eingeführt, sie erreicht bislang jedoch nur die Hälfte der Stadtbevölkerung und sehr geringe Teile der Landbevölkerung Chinas.

Frauen und Männer gelten im heutigen China als gleichberechtigt. Das zu kleinen Lotusfüßen führende Brechen der Füße bei Mädchen wurde mit dem Ende der Qing-Dynastie 1911 erstmals untersagt, endgültig durchsetzen konnte dieses Verbot jedoch erst Mao. Noch im neunzehnten Jahrhundert galten "gebundene", das heißt im Kindesalter zur Vermeidung weiteren Wachstums gebrochene, Füße in China als erotisches Signal und zugleich als Zeichen der weiblichen Unterwürfigkeit. Der Lotusfuß führte zu großen Qualen der betroffenen Frauen, welche keine weiten Strecken mehr zu Fuß zurücklegen konnten und beim Gehen regelmäßig Schmerzen erlitten.







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